Mit dem ASV über den Atlantik

Vorbereitungen in Gran CanariaAm Start in Gran CanariaAlter und neuer Peter von Danzig Der Winter hält in Deutschland Einzug, doch nicht für alle ist die Segelsaison dieses Jahr beendet. Ich hatte das Vergnügen an der Atlantiketapppe unserer Freunde vom ASV Kiel teilzunehmen.
Nach 1 wöchiger Vorbereitung des Schiffs Peter von Danzig im Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria sollte es zusammen mit 230 anderen Schiffen im Rahmen der Atlantic Rally for Cruisers (ARC) endlich in Richtung Karibik gehen, doch es kam natürlich nicht wie geplant. Einen Tag vor dem Start wurde uns mitgeteilt, dass der Hauptstart wegen schlechten Wetters um 2 Tage verschoben wird. Da wir allerdings in der Racing Gruppe gemeldet waren galt dies nicht für uns und wir liefen am 25 November begleitet von einem Orchester und einigen hundert Zuschauern aus. Bereits an der Startlinie war klar, dies ist keine normale ARC, anstelle des konstanten Passatwindes aus Nordosten lagen wir zusammen mit ca. 30 anderen Schiffen erst mal in der Flaute und genossen die Aussicht auf Gran Canaria. Nach 4 Stunden änderte sich dann jedoch recht plötzlich das Wetter, der Wind frischte auf und wehte nun mit 6 Windstärken genau von vorne, so ein Mist! Ich könnte nun natürlich weiter jede Einzelheit erzählen, doch auf See geschieht irgendwann nicht mehr all zu viel neues, also die Kurzfassung: Noch in der kommenden Nacht ließen wir die Küste hinter uns und waren allein auf offener See, auch die anderen Schiffe waren nicht mehr in Sicht und das Wachsystem konnte beginnen: Nachts wurde alle 4 Stunden die Wache gewechselt, tags alle 6 Stunden. Nach der ersten Nacht war klar, da muss man sich erst mal dran gewöhnen immer mitten aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden, aber es waren ja noch gute 2 Wochen Zeit dafür.

Wieder einmal Sonnenuntergang Am Steuer auf dem Atlantik

Außerdem wurde in der ersten Nacht ebenfalls bereits klar, dass die Erzählungen von der Barfußrute bei uns eher in die Stiefelroute umgewandelt werden konnten, denn es war kalt, regenete und für die nächsten 2 Tage durften wir gegen 7 Windstärken an kreuzen. Nach den 2 Tagen stellte sich dann der von uns allen ersehnte Passatwind ein und wir konnten Kurs auf St.Lucia nehmen, endlich richtig kochen ohne komplett durchgeschüttelt zu werden und ein Großteil der Crew auch essen ohne direkt die Fische zu füttern.
Mit der verstreichenden Zeit und der langsam aber stetig abnehmenden Distanz zum Ziel gewöhnten sich alle immer besser an den Bordalltag und spätestens beim Bergfest nach 8 Tagen konnten wir alle die Reise in vollen Zügen genießen. Das Wetter wollte uns zwar immer noch nicht ganz loslassen und Ölzeug war nachts immer noch die Standardkleidung, doch merkten wir allmählich immer mehr wie die Karibik näher kam. Das Wasser wurde blauer, bis es fast violett erschien, fliegende Fische schwirrten Tags am Boot vorbei und nachts auch mal ins Cockpit und die Dusche mit der Pütz wurde auch immer angenehmer bis man bei 27 Grad Wassertemperatur kaum noch merkte, dass man nass war. Mitten auf dem Atlantik hatten wir dann auch das „Glück“ einer kurzen Flaute und konnten bei 4000 Meter Wassertiefe Baden gehen, ein sehr merkwürdiges Gefühl zu wissen das unter einem erst mal gar nichts ist, unbeschreiblich!
Nach der Flaute kam der Wind schließlich etwas gemäßigter daher und es war Zeit für den Spinnaker. Kaum war er gesetzt raßten wir auch schon mit bis zu 14 Knoten auf St.Lucia zu, bis es peng machte und sich der erste Spi ins Wasser verabschiedete. Zum Glück waren wir ja noch mit 4 weiteren Spis ausgerüstet und nach kurzem Bergemanöver stand die nächste bunte Blase am Himmel.
Am 16. Tag nach Abfahrt in Las Palmas hieß es schließlich: LAAAAAAND in Sicht! Die ersten Berge von Martinique zeichneten sich ganz schwach am Horizont ab und kamen immer näher, kurz darauf war auch unser Ziel St.Lucia zu sehen und es begegneten uns andere Schiffe (Außer 2 Frachtern und einem Segler bei Nacht hatten wir die ganze Überfahrt lang niemanden gesehen). Kein Zweifel nach 16 Tagen hatten wir es geschafft, wir waren in der Karibik angekommen, die ersten Strände mit Palmen kamen in Sicht, das Wasser färbte sich türkis und nach dem Überqueren der Zielliene wurde uns direkt ein Planters Punch (Rum Cocktail) gereicht, wir hatten es geschafft und waren überglücklich! Jetzt folgten nur noch zahlreiche Willkommenspartys mit sehr viel Rum, doch damit möchte ich euch nicht weiter langweilen, ich glaube das kann sich jeder ganz gut vorstellen.

Angekommen in St.Lucia Fliegende Fische

Für mich war diese Überfahrt zusammen mit 11 anderen auf engstem Raum ein einmaliges Erlebnis, ich bin überglücklich diese Erfahrung machen zu dürfen. Trotz schlechten Wetters und ungünstiger Bedingungen am Anfang haben wir es ohne große Krisen über den Atlantik geschafft und dabei nicht die Lust am Segeln verloren, ganz im Gegenteil, ich freue mich schon sehr auf unseren diesjährigen Sommertörn mit Wiking nach Helsinki und hoffe, dass alle die dies hier lesen ebenfalls dabei sind!

schöne Grüße aus Martinique und bis bald

Nick Reichard