4. und 5. Etappe, 2. – 16. August 2014: Stockholm – Tallin

Von Streugutcontainern, Sextanten und Volumina

Crew: Britta (bis Mariehamn), Daniela (bis Mariehamn), Dariush, Heiko (Skipper), Helmut, Ivo, Kai (ab Mariehamn), Paul, Ronny

Törnstrecke: Stockholm – Vaxholm – Furusund – Arholma – Mariehamn – Degerby – Mariehamn – Sandvik – Rosala – Hanko – Jussarö – Tallinn

Zurückgelegte Seemeilen: 340 sm

Nachdem mein Plan, letztes Jahr den Sommertörn mitzusegeln, wortwörtlich ins Wasser gefallen war, nahm ich mir dieses Jahr gleich zwei Wochen vor. Die Etappe von Stockholm nach Tallin lag dafür perfekt nach der Vorlesungszeit. Allerdings war die Anreise für mich etwas länger; aus Kaiserslautern ging es am Donnerstag vor dem Crew-Wechsel nach Lübeck. Als ich etwa zwei Wochen vorher mit ASV-Shirt zur Arbeit kam, erkannte Daniela den Stander und da noch ein Platz frei war, konnte sie spontan mal ausprobieren, wie ihr das Segeln so gefällt.

Ankunft in Stockholm und Gespräche mit der Vorcrew
Ankunft in Stockholm und Gespräche mit der Vorcrew

In Lübeck liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, letzte Besorgungen und der große Einkauf wurden erledigt, so dass die gesamte Crew am Freitagmorgen nach Stockholm aufbrechen konnte. Insbesondere der Einkauf nahm Paul und Britta so sehr in Beschlag, dass sie bis Mitternacht fleißig ihre Einkaufsliste abarbeiteten. Am nächsten Morgen stand pünktlich um zwanzig nach sieben der Mietwagen vor der Tür, der fleißig mit Gepäck, Einkäufen und der Crew beladen wurde. Bis unters Dach und in die kleinsten Fächer beladen ging es dann Richtung Stockholm. Zunächst fuhren wir aus Puttgarden mit der Fähre nach Rødby, von dort durch und über (Tunnel und Brücke) den Öresund zwischen Kopenhagen und Malmö schließlich über die E4 bis Stockholm. Schon auf der Fahrt war die Stimmung prima und selbst die unter dem Beifahrersitz mühsam untergebrachten Eier überlebten die 12 Stunden Fahrt.

Von der Vorcrew wussten wir schon, dass Wiking VII im Wasa-Hafen liegt und besuchten das Schiff noch Freitagabend. Da der Crew-Wechsel aber erst am Samstag war, hatte Dariush uns im Best Hostel Old Town direkt am Gamla Stan, also der Altstadt Stockholms untergebracht, einem sehr verwinkelten Hostel, das trotz einigen Chaos im Kühlschrank für die Nacht bestens geeignet war.

Am Samstagmorgen war in Stockholm Christopher Street Day, so dass die Stadt ab etwa 10 Uhr gesperrt war. Die Übergabe sollte daher früh stattfinden, damit die Rückfahrt der Vorcrew nicht gleich im Stau beginnt. Dafür hatten wir dann nach Herum- und Einräumen den Nachmittag Zeit für Stockholm, die wir fast vollständig im Wasa-Museum verbrachten, direkt neben dem Wasa-Hafen. Direkt am Hafen besuchten wir auf dem Rückweg noch ein kleines Boots-Museum in einer der Bootshallen, das mit einem Dampf-Motorboot und einigen königlichen Ruderbooten aufwarten konnte. Vor einer Abendrunde in die Stadt gab es – nach dem Plan unserer Essensplaner – leckeres Chili con Carne.

Am nächsten Morgen sollte es also endlich losgehen mit dem Segeln! Zum Frühstück gab es Rührei und da wir vermuteten, dass wir vielleicht zu viele Eier eingekauft hatten, verkauften wir noch ein paar Eier an die Crew der Odysseus des ASV Stuttgart, die auch gerade im Wasa-Hafen Crew-Wechsel hatte.

Die Batteri Vaxholma bei Nacht
Die Festung von Vaxholm bei Nacht

Dann begann unsere Etappe jedoch mit einer Schrecksekunde: Wir hatten keinerlei Ruderwirkung! Nur mit der Strömung und dem Radeffekt irrten wir im Hafen umher, bis Ivo nicht nur das Problem erkannte, sondern auch die Notpinne gleich griffbereit hatte. In der Übersetzung des Steuerrades waren zwei Schrauben lose, aber Ivo hatte das vor 3 Jahren schon einmal behoben und so kamen wir – etwas verspätet – noch los. Durch die Verspätung änderten wir das Ziel von Sandhamn auf Vaxholm, wäre Sandhamn nämlich jetzt in der Schwedischen Ferienzeit belegt, wäre es zu spät, ohne Nachtschicht zum nächsten Hafen zu gelangen. Das erste Mal unter Segel erreichten wir Vaxholm also bereits um 15 Uhr. Dort angekommen trafen wir Ole Andersen, AH des ASV, der mit seiner Familie gerade aus Finnland herübergesegelt war und der sich freute, die Wiking VII kennenzulernen. Auf der Kronuddens batteri, einer alten Geschützanlage auf den Klippen Vaxholms grillten wir abends. Von dort ist der Blick hinüber zum Kastell Vaxholm aber auch auf die umliegenden Inseln wunderschön. Zum Schluss wurden noch verschiedene Zubereitungsformen von Grillbananen ausprobiert.

Nach dem aufregenden ersten Tag ging es am nächsten Tag mit einigem Kreuzen nach Furusund, so dass wir in nur 6 Stunden sogar 31 Seemeilen zurücklegten. Da wir genug Zeit hatten, wurden abends gemeinsam Postkarten geschrieben und eine spannende Doppeltextpostkarte für Kaiserslautern ausgeheckt. Am Dienstag ging es weiter nach Arholma, einer der nördlichsten Insel im Schärengarten. Unterwegs wurden Wenden, Halsen und einige Mann-über-Bord-Manöver gefahren, denn die Strecke betrug nur 15 Seemeilen, da wir nicht schon am Dienstag zu den Åland-Inseln hinüberfahren wollten.

Vor Arholma ankerten wir, da es auf dem Anleger eh keinen Strom gab. Auf der Insel selbst liegen einige sehr schöne verstreute Häuser und eine Kirche. Da wir genug Zeit hatten und einen Grillplatz suchten, schauten wir uns ausgiebig auf Arholma um, grillten schlussendlich aber doch direkt am Anleger, denn Arholma ist ein Naturschutzgebiet. Highlight des Abends war der wunderschöne Satz: „Oh, guck mal, das Klo blinkt“ – bezogen auf das Chemie-Entsorgungs-Inselchen, das unweit unseres Ankerplatzes lag und nachts als Gefahrenstelle gelb befeuert war. Da es im Gästehafen lediglich Plumsklos gab, begann der Mittwochmorgen mit einer kleinen gemeinsamen Schwimmtour zur naheliegenden Schäre.

So weit nördlich, wie wir inzwischen waren, stand das Ziel für Mittwoch schon fest: Mariehamn, obwohl wir erst für Samstag einen Teilcrewwechsel geplant hatten. Bei bis zu 4 Bft. ging es also das erste Mal aus dem Schutz der Schären hinaus über die Ostsee. Da wir erst gegen 11 Uhr losgefahren waren, kamen wir im leichter zu erreichenden Westerhamn erst gegen 8 Uhr abends an. Uns begrüßte die vor dem Hafen liegende Viermastbark Pommern, die wie die Passat zu den Flying P-Linern der Reederei F. Laeisz gehört hatte. Im Gegensatz zur Passat ist die Pommern allerdings auch vom Innenausbau her im Originalzustand. Abends erzählten Heiko und Helmut von ihrem gemeinsamen ASV-Törn vor vielen Jahren, bei dem sie auch in Mariehamn Halt machten. Da wir den Hafenmeister abends nicht mehr erreichten, ging Helmut am nächsten Morgen noch kurz bei ihm vorbei, er war aber gerade dabei, Algen aus dem Wasser zu Angeln und hatte keine Lust, die Hafengebühr zu kassieren; wir sollten den Hafen weiterempfehlen.

Die eingefangene Unwucht der Schraube
Die eingefangene Unwucht der Schraube

Für Donnerstag und Freitag planten wir also einen Zweitagesausflug nach Degerby, etwa 27 Seemeilen durch die Åland-Inseln. Eigentlich war für die Nacht auf Donnerstag ein Unwetter vorausgesagt gewesen. Die Unwetterfront besuchte uns allerdings genau zu der Zeit, als wir aus Mariehamn ausliefen. Zwischen den vielen Fähren war es gar nicht so einfach, einen Platz zum Reffen der Segel zu finden. Allerdings entkamen wir dem Regen, der hinter uns in Mariehamn niederging. Wir fuhren an Natö und Jarsö entlang, südlich um Högskar herum, ließen Backö steuerbord liegen und liefen in den Lodsbudden Gästhamn bei Degerby auf Föglö ein. Nur der Motor lief beim Einfahren und Anlegen irgendwie unrund, was wir schnell auf die Schraube zurückführten. Irgendwo unterwegs hatten wir uns einen Haufen Tampenreste um die Antriebswelle eingefangen, was Paul mit seiner Kamera schnell filmen konnte. Mit vereinten Kräften tauchten erst Paul, dann auch Ivo und Dariush hinunter und versuchten mit verschiedenen Messern und einer Säge die Schraube wieder zu befreien. Dabei versenkten wir leider auch ein kleines Messer des schwedischen Nachbarn, das sich auch mit einer improvisierten Magnetangel nicht wiederfinden ließ. Abends gab es Käsespätzle und nachts noch ein gechartertes Motorboot, das unter Dauereinsatz des Bugstrahlruders sehr lange zum Anlegen brauchte; zumindest erschien mir das aus der Koje so. Heiko und Helmut erzählten am nächsten Morgen vom Skipper, dem die Kommunikation mit seiner Mannschaft nicht so ganz gelang und der nach dem Anlegemanöver „totally confused“ war. Am nächsten Tag fuhren wir zurück nach Mariehamn. Während der Manöver entstand der Begriff „Kochlöffel-Taktik“ von Daniela, zum Belegen und Losgeben der Schoten auf den Winschen. Die Taktik beschreibt prima, wie man die Finger aus dem Tauwerk heraushalten sollte.

Am Bug der Pommern inspizieren wir das Deck.
Am Bug der Pommern inspizieren wir das Deck.

Freitagabend kamen wir wieder in Mariehamn an und verbrachten den Samstagvormittag mit Aufräumen, Wäsche Waschen und Einkaufen. Danach besichtigten wir die Pommern, an der wir ja nun schon dreimal vorbeigefahren waren. Oben an Deck gibt es viele Erklärungen zu den Ankern, den Schweineställen und den Kabinen der Mannschaft und des Kapitäns. Im Laderaum sind viele Utensilien ausgestellt und erklärt, die aus dem Alltag der Viermastbark stammen, auch wenn die deutsche Übersetzung manchmal merkwürdig und humorvoll wirkt. Wir schauten uns so lange auf der Pommern um, bis wir freundlich von Bord gebeten wurden, da für den späten Nachmittag eine Hochzeitsgesellschaft geplant war und um uns herum schon alles dafür aufgebaut wurde. Wir gingen durch die Stadt hinüber zum Österhamn und gingen am Strand von Lilla Holmen baden, zumindest Daniela, Dariush, Paul und ich. Der Rest schaute vom Steg zu.

Samstagabend kam Kai mit der Viking Line aus Stockholm und berichtete Britta und Daniela vom „Partyboat“, auf dem die beiden dann am nächsten Morgen nach Stockholm fahren wollten. Sie frühstückten noch mit uns und nahmen die Fähre gegen halb 10. Auch die war noch voll im Partymodus, wie wir abends per SMS und später übers Internet erfuhren. Wir fuhren wieder aus gen Degerby – diesmal ohne Netzbeifang an der Schraube. Da knapp nördlich von Degerby das Kreuzen bei Gegenwind etwas zu eng wurde, fuhren wir das erste Mal ein Stück unter Motor, konnten aber den Rest des Tages wieder Segeln und kamen nach 46 Seemeilen weit östlich auf Kökar, genauer dem Sandvik Gästhamn im Norden der Insel, an. Für Montag war Gewitter angesagt, berichtete uns nicht nur der norwegische Wetterdienst sondern auch der Kieler Einhandsegler, den wir Donnerstag schon in Mariehamn getroffen hatten. Das Museumsschiff im Hafen von Sandvik, der direkt an einer Schäre liegt, ist eher ein altes Fischerboot, das aktuell noch auf ein schützendes Dach wartet.

Müsliriegel bei Lage.
Auch bei viel Wind ist die Verpflegung wichtig.

Das Gewitter ließen wir bei bis zu sieben Windstärken aus Südost und später aus Ost schnell hinter uns und fuhren den ganzen Tag 7-8 Knoten, selbst mit dem zweiten Reff. Ab und an gab es Regenschauer, aber zwischen all den Inseln war kaum Seegang zu merken, so dass die Fahrt nach Rosala auf Rosalalandet trotzdem sehr ruhig war. An diesem Tag legten wir unsere längste Strecke von 54 Seemeilen zurück. Im Regen waren Kai und Paul fleißige Rudergänger und Ivo übernahm für den ganzen Tag die Navigation. In Rosala begegnete uns das erste Mal das Ende der schwedischen Sommerferien: Fünf Wochen nach Mittsommer werden die Häfen langsam eingemottet, selbst in Finnland. Nach dem ganzen Wetter war die Linsensuppe genau das richtige Abendessen.

Am nächsten Tag nahmen wir uns das finnische Festland als Ziel vor: Hanko, „The first town in the east when you come from the west“, wie Helmut einen alten Werbespruch so schön zitierte. Bis dorthin waren es lediglich 24 Seemeilen und da wir immer noch bei Windstärken um 6 aus Südost mit 6-7 Knoten sehr gut vorankamen, war nur die Umrundung der Südspitze vor Hanko eng und spannend zu segeln. Unter Motor näherten wir uns dem Hafen, für den die Betonnung nicht ganz klar aus der Karte zu entnehmen war, ganze vier Kardinaltonnen: Nord- und Südtonne begrenzten die Schlängellinie um die zwei Molen an der Einfahrt und direkt dahinter eine Ost- und noch eine Südtonne. Mit gespanntem Blick aufs Lot gelangten wir in den Hafen. Nachmittags konnten wir uns dann die Schären vor Hanko mit wunderschönem Blick und den Hafen anschauen – dort lagen auch die Svanen und die Thyra, die beiden Segelschulschiffe der königlich-dänisch Marine. Beides sind wunderschöne Holzschiffe aus den Jahren 1960 bzw. 1961 und 18,80m lang mit Messingwinschen.

Unwetter bei Hanko.
Unwetter bei Hanko.

Die dänische Marine lag mit uns den Mittwoch über in Hanko, da Windstärken bis 8 Bft. und Gewitter vorhergesagt waren. Ein imposantes Gewitter erwartete uns aber erst gegen Abend, so dass wir noch einige Zeit in Hanko verbrachten und die ersten Postkarten aufgaben.

Noch vor uns, nämlich am Donnerstagmorgen Schlag 7 Uhr, liefen die angehenden dänischen Offiziere aus Hanko aus; da wir uns als Ziel die Insel Jussarö setzten, die nur 20 Seemeilen entfernt liegt, fuhren wir etwas später erst los. Unterwegs ließen wir ein militärisches Sperrgebiet backbord querab, in dem gerade Schießübungen stattfanden. In Jussarö stellten wir fest, dass – nach Ende der schwedischen Ferien – der Hafen schon geschlossen hatte. Wir könnten also leider keine Hafengebühr bezahlen, erzählte der benachbarte Finne. Der Hafen war auch nicht im Hafenhandbuch zu finden, ist aber mit 5,50m Wassertiefe sehr Wiking-geeignet. Auf der Insel gab es in den 1960er Jahren eine große Eisenmine, von der noch viele Gebäude und Landleitungen übrig sind, die langsam verfallen. Der gesamte Westteil ist ein großes Naturschutzgebiet. Zwischen den verfallenden Baracken sind aber auch ein neuer Turm der Seenotrettung und alte Bunkeranlagen zu finden, die zum abenteuerlichen Herumwandern einladen.

Für Freitag schließlich lag unsere letzte Strecke an – von Jussarö nach Tallin hinüber, um rechtzeitig vor dem Crew-Wechsel am Samstag in Tallin zu sein und auch noch ein wenig Zeit für die Stadt selbst zu haben. Wir fuhren schon vor dem Frühstück los und wären fast aus Mangel an Wind aufs Motoren umgestiegen. Dann wurde es jedoch mit frisch gesetzter Genua und aufkommender Brise besser, so dass wir bis nach Tallin durchsegeln konnten. Unterwegs gab es wegen des kurzen Frühstücks Kartoffelpürree mit Champignonsoße und Salami, und zum ersten Mal wurde die kardanische Aufhängung des Gasherdes benötigt. Gegen 18 Uhr kamen wir dem alten Hafen Tallins nahe, der direkt an der Altstadt liegt. Da er hinter dem Fährhafen liegt, gibt es nicht nur an der Einfahrt eine Ampel, sondern man muss auch vorher die Erlaubnis zur Einfahrt beim Traffic Control einholen. Wir erhielten „Permission granted“ und liefen ein. Dem Hafenmeister war nicht ganz zu vermitteln, dass wir nur eine erste Übernachtung zahlen wollten und die Folge-Crew dann den Rest übernehmen würde; insbesondere waren die Boat Documents ganz wichtig und auch die Auslauf-Uhrzeit am Abreisetag musste exakt dokumentiert werden. Ob die auch eingehalten wurde? Vielleicht weiß das die nächste Crew zu berichten. Nach den Formalitäten gönnten wir uns für den Abend einen ersten Spaziergang durch die Altstadt.

Blick von der Olaikirche auf den Domberg mit guter Zusammenfassung des Wetters.
Blick von der Olaikirche auf den Domberg mit guter Zusammenfassung des Wetters.

Nachdem am Samstag morgen die restlichen Vorräte inventarisiert, das eigene Gepäck wieder vollkommen gepackt und das Boot klar gemacht worden war, verbrachten wir in Etappen den leider etwas verregneten Nachmittag in der Stadt. Nach einem guten Umblick vom Turm der Olaikirche (Oleviste kirik), die direkt hinter dem nördlichen Stadttor mit der „dicken Margarete“ als Wehrturm steht, gingen Ivo und ich zum Rathausplatz, um dahinter in der Touristen-Information zu fragen, wo man am besten Briefmarken kauft. In vielen Souvenierläden kosten die 1-Euro-Briefmarken nämlich eher 1,30 €. Etwas erstaunt über die Anzahl von 85 Briefmarken für die alten Herren verwies man uns auf die Bücherei gegenüber. Dort durften wir uns sogar in eine Ecke setzen und während ich noch eine eigene Karte schrieb, klebte Ivo fleißig – zum Glück selbstklebende – Briefmarken und wir gaben den ersten großen Schub Postkarten auf. Mit einem Umweg über den Domberg und durch ein, zwei verwinkelte kleine Gassen, die an die Lübecker Gänge erinnerten, gingen wir zurück zum Schiff. Dort traf nach und nach die nächste Crew ein und wir hatten Glück und bekamen in einem Studentenwohnheim noch eine Übernachtungsmöglichkeit. Vor der Übergabe wurde noch einmal die Steuersäule kontrolliert, damit Joachim notfalls weiß, was zu tun ist.

Nach all dem Packen, Putzen, Umherwandern und -schauen beschlossen wir, zusammen abends noch Essen zu gehen. Die „Olde Hansa“ nah dem Rathausplatz ist zwar nicht sonderlich günstig, hat aber eine wunderschöne mittelalterliche Atmosphäre, die bei Kerzenschein fast ein wenig zu dunkel ist, um die Speisekarte zu lesen. Da helfen ja aber – wie so oft – Kopflampen ganz gut. Bei sehr gutem, umfangreichem Essen und Zimt- und Honigbier ließen wir so einiges aus den zwei Wochen Revue passieren und genossen den letzten Tag des Törns. Nach einem langen Abend verabschiedeten wir verbleibenden Vier uns schonmal von Dariush, Kai und Paul, die noch auf eine Kneipentour gehen wollten. Für uns alle waren es schöne zwei (für einige nur eine) Wochen Törn, die hier und da spannend waren, vor allem aber bei fast nur gutem Wetter sehr erholsam und (für die unerfahreneren Segler unter uns) sehr lehrreich, aber auch lustig und unterhaltsam.
Für mich ging es dann Sonntag früh schon um Viertel nach vier mit dem Taxi zum Flughafen; über Riga ging es nach Frankfurt und mit dem Zug zurück nach Kaiserslautern.
Nach meinem ersten Törn 2011 hatte ich dieses Jahr das erste Mal zwei Wochen zum Segeln Zeit und hoffe, ich finde auch nächstes Jahr wieder die Zeit dazu.